Die Futterumstellung - eine große Unbekannte

Viele Hundehalter fragen sich, was bei der Umstellung von Industriefutter (trocken oder Dose) auf rohe Ernährung im Körper ihres Hundes passiert und mit welchen Besonderheiten oder vielleicht sogar Problemen sie zu rechnen haben.

Man könnte ja meinen, Futter ist Futter und die Anforderungen dieses zu verdauen sind immer die gleichen. Aber tatsächlich ist das nicht der Fall. Ich erläutere hier im Einzelnen die wesentlichen Unterschiede und welche Auswirkungen diese haben.

Physiologie

Die Unterschiede beginnen schon im Maul des Hundes. Während mit Industriefutter ernährte Hunde überwiegend einen sehr wässrigen Speichel aufweisen, ist der Speichel von roh ernährten Hunden deutlich zäher und schleimiger. Dies kommt dadurch zustande, dass der Körper mehr Muzin bildet. Dieser Schleimstoff dient dazu, die gröberen Futterbrocken (wie sie der natürlichen Nahrung eines Caniden entsprechen), zu umhüllen und leicht gleitfähig zu machen um den Transport durch die Speiseröhre zu erleichtern.

Im Magen gehen die Unterschiede dann weiter. Der pH-Wert im Magen eines gebarften Hundes ist noch niedriger als der im Magen eines Hundes der Trockenfutter oder Dosenfutter bekommt. Dieser Effekt entsteht durch zwei Faktoren: einerseits stellt der Organismus die Magensäure tatsächlich anders zusammen, andererseits enthält rohes Futter erheblich weniger puffernde Substanzen.

Allerdings benötigt der Hundeorganismus etwas Zeit, um sich auf die veränderten Anforderungen einzustellen. Aus der Erfahrung ist es daher sinnvoll, die Fütterung von Knochen mit einem zeitlichen Abstand von ca. 4 Wochen zum Beginn der Rohfütterung zu starten.

Den Einfluss der Ernährung auf die Darmflora werde ich in einem gesonderten Artikel behandeln. Jetzt sei nur in Kürze gesagt, dass auch diese sich oft verändert.

Umstellungssymptome

Gerade bei Hunden, die vorher Trockenfutter bekommen haben, klappt anfangs auch öfter mal die Resorption des Wassers im Dickdarm nicht, was zur Folge hat, dass der Kot ein wenig dünnflüssig ist. Manchmal gibt es sogar ein oder zwei Tage Durchfall - aber im Regelfall gibt sich das schnell.

Überhaupt ist der Kot bei abwechslungsreich roh ernährten Hunden nicht mehr so gleichförmig wie mit Industriefutter. Sowohl Konsistenz als auch Farbe wechseln, je nach Zusammenstellung des Futters.

Zuletzt sei noch auf einen Aspekt hingewiesen, den auch Menschen kennen, die schon einmal gefastet haben. In der ersten Zeit nach der Futterumstellung, kann es zu vielerlei Symptomen kommen, die oftmals unter dem Stichwort "Entgiftung" zusammengefasst werden. Ich sage lieber "Entschlackung" dazu, denn es sind ja nicht wirklich Gifte, die dabei abgebaut werden ;)
Manche Hunde haben in den ersten Wochen einen mehr oder minder starkt ausgeprägten Juckreiz. Andere bekommen schuppige oder trockene Haut. Wieder andere bekommen dreckige Ohren durch mehr Ohrenschmalz oder entwickeln eine talgige Haut. Manchen Haltern fällt auch auf, dass ihre Hunde ein paar Tage müder als sonst sind.
Alle diese Erscheinungen sollten aber im Lauf von wenigen Wochen zunehmend besser werden und schlussendlich dann auch ganz verschwinden. Ist das nicht der Fall, wäre das ein Grund, nach der Ursache zu forschen.

Generell kann man sagen, dass so eine Futterumstellung in der großen Mehrzahl der Fälle ziemlich unkompliziert verläuft. Dennoch sollte man natürlich aufmerksam sein, Veränderungen beobachten und nötigenfalls eingreifen.